Auf dem Bergrücken in der Nähe des bewohnten Dorfes von Palau sieht man die Figur eines riesigen Bären, das Fell des Bären. Er überfliegt das Festland von 120 Metern Höhe und ist einer der schönsten Aussichtspunkte mit atemberaubender Aussicht an der Nordküste Sardiniens.
So kommen Sie zum Felsen des Bären
Der Bärenfels liegt circa 5 Kilometer von Palau entfernt und von der Straße aus führt ein 500 Meter langer Weg mit leichter Steigung bis zum Felsen. Er beginnt an der Festung von „Capo D’Orso“, die Ende des 18. Jahrhunderts von den Savoia erbaut wurde, und windet sich langsam in die Höhe. Der Weg ist sehr bequem zu begehen und er ist mit Informationstafeln ausgeschildert, die über Flora und Fauna Auskunft geben. Während des Spaziergangs kann man immer wieder die wunderbaren Aussichten genießen. Dieses Naturdenkmal, das wir hier besichtigen können, ist wie viele andere in der Region Gallura aufgrund von geologischen Entwicklungen entstanden, oft auch durch Erosion. Wind und Regen haben wie Bildhauer die Felsen geformt; der Regen hat das leichtere Gestein ausgespült und der Wind sorgte dann für die endgültige Formgebung. So ist im Laufe der Jahrtausende dieser Fels entstanden, der, aus einem bestimmten Winkel betrachtet, einem Bären gleicht, dessen Blick aufs Meer gerichtet ist. Aus einer bestimmten Entfernung kann man ihn in seiner ganzen Größe sehen und je nach Lichteinfall leuchtet der Granit leicht gelb-rosa.
Ein natürlicher Bezugspunkt
Der Bärenfels ist seit Menschengedenken fest mit der Seefahrt verbunden und schon in der Antike erkannten die Seefahrer in ihm die Form eines Bären. Er wurde zum ersten Mal von dem Griechen Ptolemaios aufgeführt, der im zweiten Jahrhundert nach Christus dessen genaue Position beschrieb, aber auch die Angst der Seeleute, denn es hieß, daß der Bär wie ein Magnet die Schiffe anzöge. Im Meer vor der Landzunge wurden im Laufe der Zeit sehr viele Schiffsrelikte aus verschiedenen Epochen gefunden, was auf einen regen Handel hindeutet.
Auf den Spuren von Odysseus
Fels und Landzunge werden in verschiedenen Schiffskartenwerken aufgeführt. Nach Meinung von Victor Berard, Historiker der griechischen Zivilisation, sei die Landzunge von Capo D’Orso der einzige Ort im Mittelmeerraum, den man als „die Erde der Lestrigoni„ zuordnen könnte. Das legendäre Volk der „Lestrigoni“ war ein Volk von Riesen, dem Kannibalismus verschrieben, Protagonisten des zehnten Buches der Odyssee. Vermutlich legte Odysseus auf der Suche nach Nahrung an der Küste von Capo d’Orso an, aber dieses Volk der menschenfressenden Riesen zwang ihn sehr schnell zur Flucht. Die Legende stellt die Bevölkerung Sardiniens nicht im besten Licht dar, aber, wie gesagt, es handelt sich um eine Legende. Was aus vielen archäologischen Funden hervorgeht, zur Zeit von Odysseus, war die Zivilisation in der Epoche der Nuraghen im zweiten Jahrtausend vor Christus schon sehr weit fortgeschritten.